Waldarbeiterwagen als Wohnsitz: Angebote im Überblick
Auf Wiesen, Feldern und in Waldgebieten ist man Unwettern schutzlos ausgeliefert. Zumindest war es bisher so. Denn um Jägern, Förstern und Waldarbeitern einen schützenden Unterstand zu bieten, entwickelten einige findige Forstwirte den Waldarbeiterwagen. Ähnlich wie bei einem Bauwagen handelt es sich um ein mobiles Haus auf einem Anhängergestell. Somit lässt sich sein Einsatzort flexibel verlegen.
Forstwagen finden dabei längst nicht nur als Unterkunft für Holzfäller Verbreitung. Sie dienen als Anlaufstelle für Waldkindergärten, Campinghaus und immer häufiger auch als Erstwohnsitz.
Die Idee zu einem eigenen mobilen Haus für die Forstwirtschaft entstand zu Beginn 1950. Zu dieser Zeit keimt im baden-württembergischen Itzelberg unter den örtlichen Forstwirten die Idee zu einer mobilen Unterkunft. Diese soll den Arbeitern als Unterstand bei Unwetter und zur Lagerung von Arbeitsmaterial dienen.
Der Itzelberger Waldarbeiterwagen als erster seiner Art
Die findigen Waldarbeiter beauftragen den örtlich ansässigen Zimmermeister Gottlieb Härlen mit dem Bau ein solchen Wagens. So entsteht mit dem Itzelberger Waldarbeiterwagen der erste seiner Art. Auch als Schutz oder Wetterschutzwagen bezeichnet findet die mobile Unterkunft bald in ganz Deutschland Verbreitung – sei es als Gartenhäuschen, Erstwohnsitz oder Ferienhaus.
Hier einige Beispiele, die die Geschichte des Itzelberger Waldarbeiterwagens fortsetzen:
Mobilhaus Canada |
Mobilhaus Norwegen |
Mobilhaus Australien |
Nutzung: Wohnsitz/Ferienhaus | Nutzung: Büro/Gartenhaus | Nutzung: Wohnsitz/Ferienhaus |
Forstwagen als Erstwohnsitz
Peter Lustig macht es vor. Ein Forstwagen lässt sich ebenfalls Erstwohnsitz nutzen. Im Zuge des Tiny House Movements geraten mobile Unterkünfte wie Wetterschutzwagen, Bauwagen und Zirkuswagen zunehmend in den Fokus als alternativer Wohnsitz. So gibt es Manufakturen, die sich auf den Ausbau von gebrauchten Waldarbeiterwagen spezialisiert haben. Ferner gibt es verschiedene Anbieter für Bausätze und Anleitungen, wie sich ein solcher Schutzwagen selbst bauen lässt.
Mehr Lebensqualität durch Downsizing
Mobile Minihäuser und Forstwagen als Wohnunterkunft gibt es schlüsselfertig schon ab Preisen von unter 70.000 Euro. Gerade aktuell, wo Mietpreise vielerorts ungebremst steigen, bieten derartige Wohnfläche eine kostengünstige Alternative.
Doch spielen bei der Reduktion der Wohnfläche auch immer häufiger ideologische Gründe eine Rolle. Dem zur Folge bewegt Eigentümer nicht der finanzielle Druck, sondern vielmehr die innere Überzeugung zum Wohnen in alternativen Wohnformen wie Waldarbeiterwagen. Drei wesentliche Motive sind:
- Umweltschutz: Fossile Ressourcen werden weniger, der ökologische Fußabdruck größer. Für viele Minihaus-Bewohner bedeutet ihr alternativer Wohnstil ein bewusstes Abkehren von der Überflussgesellschaft ihren Folgen.
- Unabhängigkeit: Anders als konventionelle Immobilien sind Forstwagen und andere Mobilheime nicht untrennbar mit ihrem Grundstück verbunden. Die Vorstellung sich durch Wohneigentum über lange Zeit an einen Ort zu binden, schreckt gerade junge Menschen ab. Waldarbeiterwagen und andere mobile Wohnformen machen beides möglich: Der Traum vom Eigenheim bei gleichzeitiger Flexibilität.
- Achtsamkeit: Die reduzierte Wohnfläche zwingt Eigentümer dazu, sich ganz bewusst für und auch gegen Gegenstände zu entscheiden. In einem Alltag, in dem sonst vieles im Überfluss verfügbar ist, bekommen einzelne Dinge so wieder einen Wert.
Demnach bietet Wohnen im Forstwagen, Zirkuswagen nicht nur finanzielle Einsparungen. Für immer mehr Menschen bietet das Wohnen im Kleinhaus einen ganz bewussten Gegenentwurf.